Die Schwaben sind für vieles bekannt: für ihren Dialekt, ihre vermeintliche Knauserigkeit sowie für ihre leckere, oftmals deftige Küche. Doch was macht einen Schwaben und das Schwabenland eigentlich aus? Was auf den ersten Blick leicht zu beantworten scheint, ist bei genauerer Betrachtung dann doch nicht ganz so einfach.
Der Regierungsbezirk Schwaben als Teil des Schwabenlandes
Ein Blick auf die Deutschlandkarte verrät genau wo Schwaben liegt: Der Regierungsbezirk Schwaben erstreckt sich entlang der Grenze Baden-Württembergs im Südwesten Bayerns bis runter zur Bundesgrenze. Die Stadt Augsburg dient als Verwaltungssitz des Regierungsbezirks, der sich aus zehn Landkreisen und den vier kreisfreien Städten Augsburg, Kaufbeuren, Kempten im Allgäu und Memmingen zusammensetzt.
Der häufig als Bayerisch-Schwaben bezeichnete Regierungsbezirk umfasst eine Fläche von knapp 10.000 km² und zählt - Stand: Dezember 2022 - beinahe 2 Millionen Einwohner.
Doch Bayerisch-Schwaben macht nur etwa die Hälfte dessen aus, was gemeinhin als Schwaben bezeichnet wird. Denn der Raum Schwaben erstreckt sich weit über die Grenze Bayerns hinaus und nimmt ebenso einen beachtlichen Teil Baden-Württembergs - hauptsächlich Württembergs - ein. So verwundert es nicht, dass sich die Geister immer wieder daran scheiden, ob nun die bayerischen oder die württembergischen Schwaben die "echten" Schwaben sind.
Willkommen im Schwabenland!
Weitestgehend wird das Gebiet zwischen Schwarzwald, Lech, Heilbronn-Franken und Bodensee als Schwaben betrachtet. Tatsache ist, dass sich besagter Raum Schwaben heutzutage aufgrund historischer Ereignisse und territorialer Verschiebungen flächenmäßig nicht mehr genau definieren oder gar an irgendwelchen Grenzen festmachen lässt. Die Grenzen Schwabens gehen fließend in andere Regionen Deutschlands über. Das macht sich beispielsweise in Bayerisch-Schwaben dadurch bemerkbar, dass es durchaus Gebiete gibt, die zwar in Schwaben liegen, in denen dann aber Bairisch gesprochen wird, während es auch bayerische Gebiete gibt, die gar damit werben, dass Bayern dort "Schwäbisch schwätzt".
Weitestgehend lässt sich Schwaben an ein paar markanten Faktoren festmachen. Dazu gehören unter anderem: der Sprachgebrauch, die Lebenseinstellung und das Essen.
Wie ticken die Schwaben?
Es gibt Dinge, die sind den Schwaben heilig. Neben so manch einer schwäbischen Leibspeise, ist das die Kehrwoche. Wer in einem Mehrparteienhaus wohnt, hält sich besser daran, soll die Stimmung im Haus nicht kippen! Treppenhaus und Außenanlage sauber halten, im Winter Schnee schippen und die Mülltonnen rausstellen. In Schwaben ist es in weiten Teilen noch immer Gang und Gebe, dass in Mehrparteienhäusern keine Firma mit der Reinigung des Treppenhauses und der Anlage beauftragt wird - das würde ja Geld kosten.
Mit der Kehrwoche nehmen es die Schwaben ganz genau, aber sind sie wirklich so geizig, wie man es ihnen nachsagt? Wie es sich mit Vorurteilen zumeist verhält, so hat die Unterstellung, die Schwaben hätten einen Igel in der Tasche, sicherlich ihren wahren Kern, doch wie gehabt, kommt es natürlich immer auf den Menschen selbst an. Wenngleich nicht ganz klar ist, woher dieses Vorurteil stammt, wird angenommen, es hat mit den Kriegs- und Nachkriegsjahren zu tun, in denen das Geld natürlich knapp und an Luxus gar nicht zu denken war.
Was in Schwaben auf den Tisch kommt
Nicht nur dieses vermeintlichen Geizes wegen, sondern auch aufgrund regionaler Gegebenheiten, zeichnen sich viele Gerichte der schwäbischen Küche dadurch aus, dass es sich um Mehlspeisen handelt. Fleischgerichte werden zwar durchaus mit dem Schwabenland in Verbindung gebracht, doch viele Klassiker kommen ganz oder weitestgehend ohne Fleisch aus, denn das konnten sich viele früher einfach nicht leisten.
So sind Spätzle der Inbegriff der schwäbischen Küche und werden gerne mit Linsen (und Würstchen) serviert. Maultaschen, Flädlesuppe und Schupfnudeln gehören aber ebenso auf den traditionellen Speiseplan eines Schwabens, wohingegen viele heutzutage auf Saure Kutteln getrost verzichten können. Zum Glück gibt die schwäbische Küche für jeden Geschmack etwas her. So werden im Frühjahr gerne Erdbeeren und Spargel in verschiedenen Varianten auf den Tisch gebracht.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Schwaben
So vielfältig wie die schwäbische Küche ist das Schwabenland selbst. Es mag sich zwar nicht an irgendwelchen Grenzen festmachen lassen, doch geprägt wird es eindeutig durch seine abwechslungsreichen und unglaublich eindrucksvollen Landschaften. Abseits der größten Städte geht es im Schwabenland auch heutzutage noch weitestgehend sehr ländlich zu, was der Bodenständigkeit und der Naturverbundenheit der Schwaben natürlich sehr entgegenkommt. Dass Auswärtige hier nur allzu gern Urlaub machen, versteht sich von selbst - historische Sehenswürdigkeiten und natürliche Attraktionen gibt es im Schwabenland schließlich viele.
Besonders eindrucksvoll präsentiert sich die Burg Hohenzollern bei Bisingen auf der Schwäbischen Alb. Diese Anlage, die einem Märchen entsprungen sein könnte, lädt mit einer Reihe verschiedener Führungen auf eine Erkundungstour durch die alten Gemäuer ein und regt aus der Ferne ebenso wie bei einer Besichtigung die Fantasie an.
Ebenfalls von historischer Bedeutung und am anderen Ende Schwabens befindet sich Augsburg mit seinen bedeutenden Bauten, darunter der weltberühmten Fuggerei, die bis heute Bestand hat und sozial benachteiligten Menschen eine Bleibe gewährt.
Burg Katzenstein in Dischingen lockt derweil in recht zentraler Lage nahezu das gesamte Jahr über mit Veranstaltungen wie Frühstücksbuffets und Mittelaltermärkten, bietet ein umfangreiches gastronomisches Angebot und Übernachtungsmöglichkeiten und dient als Location für private und Firmenfeiern.
Naturschönheiten im Schwabenland
Wen es statt zu beeindruckenden Sehenswürdigkeiten wie diesen lieber in die Natur zieht, findet über ganz Schwaben hinweg wunderschöne Fleckchen, vom touristisch erschlossenen "Schwäbischen Meer", dem Bodensee, oder dem Großen Alpsee bei Immenstadt, bis hin zum weniger bekannten Bärensee oder dem berühmten Blautopf, der schön anzusehen, aber keinesfalls zum Baden geeignet ist.
Mit den Alpen im Süden und der Schwäbischen Alb inmitten des Schwabenlandes verführen aber nicht nur prächtigen Seen zu einem Ausflug in die Natur. Das Wandern macht hier Anfängern und Profis gleichermaßen Spaß. Unterwegs gibt es dabei vieles zu sehen und zu entdecken, seien es nun alte Burgruinen inmitten des Waldes oder erloschene Vulkane. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Aichelberg, der im Geopark Schwäbische Alb liegt und Schwaben wie Auswärtigen gern als Ausflugsziel dient - eines von vielen, die es in dieser Region zu entdecken gibt.